Der grippale Infekt und ich ~ Ein Tag im Januar
OK, es hatte mich von jetzt auf gleich „dahin gestreckt“. Ich, die ich mich für so gesund und gut ernährt halte, dass mir
eigentlich kaum eine Erkältung etwas anhaben kann, wurde von irgend so einem kleinen fiesen, unsichtbaren, irgendwo an einer Klinke, einem Fahrstuhlknopf oder sonstigem Gegenstand lauernden Virus
„angehopst“ und für erobert erklärt.
Es war grandios, wie mein Körper sich wehrte und ich, die in ihm steckte, sich völlig lahm gelegt, der Attacke nichts
entgegensetzend, ergab.
Alles tat weh, wirklich alles und obendrein weigerte sich die Luft gemeinsam mit meiner Lunge die tägliche Arbeit zu verrichten.
Ich japste wie eine Dampflock, aber eine, die zu wenig Kohlen im Kessel hatte und trotzdem den ganzen Zug ins Rollen bringen musste.
Der gerufene Bereitschaftsarzt wollte mich kaum untersuchen und stellte aus sicherer Entfernung die üblichen Fragen zu einer Grippe, wagte sich jedoch dann doch zu mir vor, um wenigstens meine Lunge und mein Herz kurz abzuhören. Gegen die tropischen Temperaturen meines Körpers gab er mir noch ein Gegenmittel und schon war er wieder weg- und das, wobei ich ihn zuvor 1,5 h flehentlichst erwartet hatte, weil ich dachte, mein letztes Stündlein habe geschlagen. Mein Puls raste schon seit Stunden in unschönen Höhen und ich fühlte mich so elend, wie schon ewig nicht mehr.
Ich sei ja noch jung, sagte er und meinte damit, dass man mit 50 scheinbar nicht auch dahingerafft werden könne. Jedenfalls litt ich und litt und litt, während Schwester „Leon“ (seines Zeichens mein Ehemann) die Wärmflaschen gegen die Kälte, die Kältewickel gegen die Wärme, die Teechen, Wässerchen und Tabletten in mich einflößte. Fütterungsversuche lehnte ich ab, ich bekam einfach nichts runter.
Dieser Aspekt wird auch der einzige sein, der mich freut, denn, da ich in der Zwischenzeit zwei Tage keinen Bissen zu mir nehmen konnte, wird der Weihnachtsspeck und der Speck, der leider entstand, da ich mich gerade von einem bescheuerten Bänderriss erhole, verschwunden sein.
Das wollte ich mal von mir geben, während dessen mein Schätzelchen gerade die berühmte Hühnersuppe für mich kocht und ich ihm mit dem bisschen Stimme, die noch da ist, krächzend, wie ein Papagei, der nicht mehr alle Töne auf der Tonleiter findet, mitteile, dass ich versuche, etwas davon zu mir zu nehmen.
Autorin: © Elke Paland * Foto: © Elke Paland