Nun denn- gehen wir hinfort und tauchen ein in die Kataloge der Sündenwelt und widmen
uns der zweiten Hauptsünde, dem Geiz (Habgier)
Frieda, ihr kennt sie schon aus dem vorherigen Artikel, wusste nun, dass sie einen kurzen Ausflug in das 21ste Jahrhundert unternehmen würde. Sie ergriff kurzerhand ihren kleinen Beutel mit den 3
Golddukaten, um nicht ganz mittellos in eine Welt zu gelangen, in die es sie verschlagen würde, denn eines war nach wie vor klar: Mit einem Goldtaler ließ sich die Welt besser ertragen.
Doch irgendwie schienen Taler abgeschafft worden zu sein, denn beim Bezahlen der Waren steckten die Menschen schmale Plastikkärtchen in blinkende Geräte, tippten 4 x auf das Gerät und erhielten
ihre Waren. Die herumstehenden Menschen wanden den Blick in jenen Momenten verschämt ab.
Doch wo waren die Taler? Ihr war klar, dass man ohne Taler eigentlich nicht geizig werden konnte – welch eine Freude. Doch da erblickte sie „marktschreiermäßig“ in großen Lettern auf bunten
Papierbögen an Wänden den Spruch „Geiz ist geil“. Soso, dann kannten diese Menschen jenes Wort zumindest noch.
Da das abgebildete Mannsbild lächelte, musste „geil“ in jener Welt etwas Gutes sein. Eine Hauptsünde an Wände zu schreiben, das konnte jedoch wahrlich nicht gut sein. Irgendetwas stimmte hier nicht!
Plötzlich hörte sie eine laute Stimme aus einem schwarzen Kasten an der Decke: „Schnäppchenjäger aufgepasst“ – heute im Angebot…
Was waren denn nun wieder Schnäppchenjäger? Sie fragte kurzerhand ein edel aussehendes Weib und erbat eine Antwort- insgeheim ängstlich nach dem Weidmann Ausschau haltend. Diese guckte etwas
verdattert, war aber bereit Frieda ihre vielen Fragen zu beantworten.
Nach dem Gespräch war Frieda völlig irritiert. Jene heil wirkende Welt, war vom Geiz ja geradezu zerfressen. Die Menschen kauften billige
Lebensmittel, die wissentlich gesundheitsschändlich waren, obwohl sie sich etwas bessere Lebensmittel leisten konnten. Doch sie taten es nicht, weil sie vor späteren Nöten Sorge hatten, die sie
vielleicht ereilen würden.
Sie konnten die teuren Lebensmittel aber auch nicht kaufen, weil die Lehnherren sie nicht für ihre Arbeit ausreichend bezahlten, was bedeutete, dass auch diese geizig und habgierig waren und
nichts von dem Gewinn abgaben.
Den Lohn, den die Lehnherren jedoch nicht an ihre Arbeiter herausgab, gaben sie auch nicht an den König weiter, denn der verlangte scheinbar keine Steuern von den reichen Lehnherren, nur von den
Plastikkartenmenschen.
Frieda war sehr empört.
Doch die edle Dame erklärte weiter, dass der König ebenfalls keine Möglichkeit hatte, denn die anderen Königreiche würden keine Waren bei ihm kaufen, wenn er seine Güter nicht unsagbar billig
anböte. Der König wollte jedoch, dass sein Königreich Bestand habe und suchte sich Königreiche oder Sklavenländer, aus denen er Lebensmittel und Kleidung importierte- wohl wissend, dass diese zum
Teil von Menschen gefertigt wurden, die sogar noch hungerten, trotzdem sie arbeiteten.
Frieda erneut wahrlich schockiert von dem Umfang, mit dem der Geiz in jener Welt um sich griff, wollte sofort zurück in ihre Welt. Sie sah vor ihren Augen den abgehangenen Schinken, die frischen
Eiern und das selbst gebackenes Brot, ihr schönes Kleid, das sie zwar schon viele Jahre besaß, das jedoch von ihrer Hand hergestellt wurde und nicht von einem armen Kind, das dafür noch hungerte.
Sie freute sich auf den Bauern Gundlof, der vom Lehnsherr noch so viel Geld bekamen, dass es sich lohnte seine Kuh zu melken und der nicht noch Geld dazu verlangen musste, damit er überhaupt von
seinem Vieh leben konnte.
Frieda entschied, dass die zweite Haupt-Wurzel-(Tod)-Sünde die Plastikkartenmenschen eindeutig beherrschte.
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