Vom Klatschen & Winken oder warum tut's mein Chef nicht?

Vor Kurzem fragte ich mich, warum sich Menschen auf Fähren zuwinken und warum im Flugzeug nach der Landung geklatscht wird oder
warum sich Motorradfahrer per Fingerzeichen auf den Straßen einen Gruß übergeben, die sich – auf zwei Beinen stehend und in Unkenntnis des anderen- niemals grüßen würden (auch die auf den Fähren nicht)?

„Haaaloooo ich bins- winke, winke, - ich finde es sooo toll, dass du da auf der Fähre sitzt.“
UND zurückgewunken: “Haallloooo, ja, danke, dass du das bemerkst- schöne Grüße auch an dich- wink-wink“.

Liegt es daran, glücklich am Leben zu sein und etwas Schönes zu unternehmen?

Vielleicht sind Menschen jedoch für das Erleben von Schönem auch dankbar Geld zahlen zu dürfen, was in Punkto Fährfahrt und Flug durchaus möglich wäre ;-).
Dann müsste aber auch geklatscht werden, wenn wir unsere Arbeit machen!


Ich stelle mir vor, wie mein Chef freudig klatschend und winkend aus seinem Büro kommt, weil ich die eine oder andere Sache gut organisiert und gemanagt habe.
Aber er tut es nicht!
Vielleicht sollte ich mich dabei auf ein Fahrrad setzten (und er auch)! Aber ich glaube, auch dann würde er sich nicht zum Winken hinreißen lassen und wir arbeiten ja auch nicht in einem Fitness“büro“.
Ich nehme das jetzt nicht persönlich, auch einsehend, dass ihm dann irgendwann die Hände abfallen würden bei über 20 Mitarbeitern.

OK, bei Theateraufführungen beklatscht man die Schauspieler für Ihre Leistung, bei Vorträgen bearbeitet man den Tisch klopfend mit Anerkennung, das ist verständlich und ja, auch der Kapitän eines Flugzeuges hat meine volle Hochachtung und es entlädt sich eine entspannende Erleichterung, wenn die dicken Flugzeugräder die Landebahn wieder berühren, aber klatschen- nö!!!
Dafür bekommt er viel Geld, hat es 100.000 Mal gelernt und sollte es bestätigend vorweisen.

 

Eine andere Sache (die allerdings kein Geld kostet) ist, dass wir wildfremde Menschen bei Wanderungen grüßen, ja, es flutscht ein wirklich ehrliches „Hallo“ aus unseren lächelnden Mündern.

 

Was also geschieht mit uns?
Ich bin zwar ein Wink- und Klatsch-Boykotteur, aber ich grüße bei Wanderungen verzückt Gleichgesinnte.

Na gut, dann ist es vielleicht das!
Wir sitzen in jenen Momenten im „gleichen Boot“- sinnbildlich gesprochen, sind über irgendetwas glücklich und auch darüber, dass ein anderer in dem Moment genau das Gleiche macht und vielleicht auch glücklich ist.
Und alle die dann eben gleichermaßen glücklich sind, müssen es zum Ausdruck bringen.

Mit Klatschen, Winken, Grüßen, Lächeln (der mildesten Form der gleichgesinnten Glücksäußerung).

So ist das, ich glaube, jetzt hab ich’s… ;-)

Und wenn zwei Menschen gerade glücklich an der Fleischtheke stehen, dann lächeln sie sich eben auch an, weil sie in dem Moment gerade das Gleiche tun.

In diesem Sinne, wieder mal ein Zitat:

 

Es bedarf, um eine ähnlich gebildete Seele zu begreifen, oft nur eines äußeren Zeichens,

des rechten Blickes, des innigen Wortes, weil das Gleich das Gleiche versteht.

 

Carl Ritter (1779-1859), deutscher Geograf

 

PS1.: Lasst uns öfter andere anlächeln, ob an letzter Stelle in der Reihe an der Kasse (OK, das ist nicht schön) oder im Wartezimmer beim Arzt (OK, das ist langweilig) oder beim Warten auf die Bahn (OK, das ist nervig), aber vielleicht schaffen wir mit einem Lächeln ein wenig mehr Freude in solche Situationen.
PS2: Winken müsst ihr nicht- sonst verdrehen alle die Augen.
PS3: Und wenn der Zug einfährt solltet ihr auch nicht klatschen- das macht sich wahrlich nicht gut).

 

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