Da zeigt man mal Courage ~ und was is'?
Die kleine Anekdote am Rande, bei der die Courage nach Hinten los ging und dennoch ein lobendes Ende fand:
Eines Tages fuhr meine Freundin Hannah*, ihres Zeichens ein sehr geduldiges, friedliebendes und einlenkendes Wesen, die so schnell nicht aus der Ruhe bringen kann, mit ihrem Auto zum Einkaufen.
Bei ihr war das Glas "symbolisch gesehen" oft voller als voll, weil sie leere Gläser einfach wieder füllt.
Sie sieht bei jedem Ärger mit Anderen auch noch das Positive des Gegenübers und ist einfach ein sehr lieber Mensch.
Neben jenen leuchtenden Goldstückchen der Tugend sei erwähnt, dass ihre Leidenschaft den Gärten und Blumen dieser Welt gilt und sich im Hinblick auf die folgende Geschichte als ihre Achillesferse der Explosivität entpuppte.
Sah sie doch tatsächlich, wie auf dem begrünten Mittelstreifen einer breiten Berliner Straße ein älterer Herr mit einer Rosenschere die hiesigen, bunt und prachtvoll blühenden Schönheiten abschnitt und freudig zu einem duftenden Strauß vereinte, von dem er meinte, sie zu Hause in seine schon wartende Blumenvase stellen zu dürfen.
Das sah Hannah jedoch ganz anders, schaffte es, eine "fast Vollbremsung" in zweiter Spur hinzulegen und lief mit strengem Schritt und eben solchem Blick auf diesen Mann zu, um ihm zu übermitteln, was in ihr vorging.
"Wie können Sie hier einfach die Rosen abschneiden"?
"Daran erfreuen sich alle Leute, das sind doch nicht Ihre"? Und, und, und...
Der Mann, ziemlich ruhig für so einen Angriff, wartet zunächst, bis Hannah's "Glas" gaaanz leer war und antwortete dann mit ruhiger Stimme:
"Ich habe diese Rosen selbst gepflanzt, ich habe sie gepflegt und so denke ich, dass ich mir auch welche abschneiden darf- oder wie sehen Sie das?"
Meine Freundin, in dem Moment sprachlos, hätte gerne das kleine Loch im Erdboden gefunden, in das sie sich verkriechen wollte
vor Scham. Allerdings lobte der alte Herr den heroisch aufbrausendem Eifer, den meine Freundin für seine schönen Rosen verteidigend von sich gab und so trennten sie sich
beide mit einem Lächeln von einander. Hannah, weil sie auf einen Rosenliebhaber im grau-bunten Stadtalltag traf und der ältere Herr, weil er nun wußte, dass seine Verschönerungsversuche dieser
Straße auf offene wertschätzende Augen stieß.
Viel Spaß beim Finden des Schönen im Stadtalltag.
Eure Elke
Empörung ist der Zorn der Gerechtigkeit
René François Armand Prudhomme (Sully) (1839-1907)
Nobelpreisträger für Literatur 1901
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